Pfarrer Sebastian Kneipp
Begründer eines ganzheitlichen Naturheilverfahrens
Der Todestag von Monsignore Sebastian Kneipp jährte sich 1997 zum
100. Male. Ein Rückblick auf Leben, Werk und Methoden des großen
Naturheilers, dem auch die Wiederentdeckung der längst zum
medizinischen Schulwissen gehörenden „ganzheitlichen Medizin“ zu
verdanken ist, zeigt, dass der Wasserdoktor seiner Zeit weit
voraus war. Und noch heute liegt seine Lehre aktuell im Trend. Als
Sebastian Kneipp 1821 in Stephansried bei Ottobeuren auf die Welt
kam,
ahnte noch keiner, welche „Karriere“ dem Sohn armer Leute
vorbestimmt war. Wegen der bitteren Armut im Elternhaus musste das
Kind schon sehr früh als Hütejunge und später am Webstuhl zum
Unterhalt der siebenköpfigen Familie beitragen. Weil er ein
aufgeweckter Junge war, wollte er aber unbedingt Pfarrer werden
und studieren dürfen, was „von Haus aus“ allerdings unmöglich war.
Armut und Schicksalsschläge ermöglichten im erst im Alter von 23
Jahren den Besuch eines Gymnasiums. Jahrelange Entbehrungen und
die ungeheuren Anstrengungen, die den Spätberufenen unermüdlich
vorantrieben, zeigten schließlich ihre Wirkung: Kneipp erkrankte
für
damalige Verhältnisse „unheilbar“ an Lungenschwindsucht und wurde
von dem behandelnden Arzt aufgegeben. Kneipp bediente sich der
schon vorhandenen Literatur über die Wirkung des frischen Wassers,
nahm in den Wintermonaten kurze Tauchbäder in der eiskalten Donau
und konnte die schwere Krankheit überwinden.
Am 6. August 1852 war der ehemalige Bauernjunge am Ziel seiner
Wünsche: der Augsburger Bischof weihte ihn im Hohen Dom zum
Priester. Erst 1855 als Vierunddreißigjähriger bekam er in dem
damaligen Bauerndorf Wörishofen die Stelle als Beichtvater der
Wörishofener Dominikanerinnen. Bis dahin hatte er sich schon einen
guten Ruf als Naturheiler erworben und kaum in Wörishofen
angekommen, klopften bereits die ersten Kranken an die
Klosterpforten, um vom „Wasserdoktor“ Hilfe zu erbitten. Aus dem
anfänglich als „Hokuspokus“ abgetanen „Nur-” Wasseranwendungen
entwickelte Sebastian Kneipp im Laufe der Zeit das nach ihm
benannte Kurverfahren, dessen fünf „Säulen“ (kalte und warme
Wasseranwendungen, Pflanzenheilkunde, Ernährungs-, Bewegung- und
Ordnungstherapie)noch heute tragen.
Monsignore Sebastian Kneipp starb am 17. Juni 1897
im Alter von 76 Jahren. |